Die Musik 

Hoffmeister war ein außerordentlich produktiver Komponist, dessen Werk kaum zu überschauen ist. Die meisten seiner Stücke gerieten wie ihr Schöpfer bald nach seinem Tod in Vergessenheit und werden erst heute allmählich wieder entdeckt. Dafür, dass mehrere Anläufe zu einem Werkverzeichnis bisher im Sand verlaufen sind, gibt es mehrere Gründe: Der Komponist versah seine Werke zwar meist mit Opus-Zahlen, führte jedoch mehrere Reihen, getrennt nach Besetzungen; viele seiner Kompositionen, die er in anderen Ländern drucken ließ, wurden von den jeweiligen Verlegern nach eigenem Gutdünken mit Opuszahlen versehen; und schließlich bearbeitete Hoffmeister nicht selten seine eigenen Stücke, in dem er z.B. einer bereits erschienenen Klaviersonate eine Violinstimme hinzufügte und das Ganze neu herausgab. 


Hoffmeisters Leidenschaft galt zeitlebens der Querflöte. In einem thematischen Katalog seiner Kompositionen für Flöte, den er im Jahr 1800 herausgab, finden sich rund 300 Werke gelistet, darunter das Quartett für Flöten und Streicher c-Moll op.16/4 https://www.youtube.com/watch?v=W7ZH_6jomWQ und 24 (!) Konzerte für Flöte mit Orchester. Es lohnt sich, in das kaum gespielte 16. Konzert C-Dur hinein zu hören: https://www.youtube.com/watch?v=plfEks61jRQ


Eines seiner bekanntesten Werke ist das Konzert für Viola und Orchester, ein Muss für alle, die sich mit diesem Instrument in einem Orchester bewerben. Es steht in Hoffmeisters Lieblingstonart D-Dur und ist hier mit der 17-jährigen Solistin Sara Ferrández zu hören:  https://www.youtube.com/watch?v=yUF1Xw74Ews 


Hoffmeister spielte offensichtlich sehr gut Klavier; herausragende Beispiele seiner Ausdrucksfähigkeit auf diesem Instrument sind die Klaviersonate D-Dur von 1797, eingespielt von Biliana Tzinlikova https://www.youtube.com/watch?v=bwz_xV9_uc8, und das  Konzert op. 24, hier mit Wilhelm Neuhaus am Klavier:  https://www.youtube.com/watch?v=DEKB56q9SPY

Dass Mozart seinen Freund Hoffmeister auch als Komponist geschätzt und eines seiner eigenen Streichquartette nach ihm benannt hat, wird verständlich, wenn man sich den Kopfsatz von Hoffmeisters Quartett F-Dur op. 14 anhört: https://www.youtube.com/watch?v=FhGabuMwqQI

Alles in allem lässt sich das vernichtende Urteil Wilhelm H. Riehls (1853), das Hoffmeisters Bild bis weit ins 20. Jahrhundert hinein geprägt hat ‒ seine Musik sei durch die Bank oberflächlich und gedankenarm ‒, heute nicht mehr aufrecht erhalten. Als Verleger und Komponist war Hoffmeister wirtschaftlich abhängig von seinen Verkaufszahlen und gehalten, dem Geschmack seiner Zeit entgegen zu kommen. Auf diesem Weg hat er uns neben Vielem durchschnittlichen auch eine Anzahl von Meisterwerken hinterlassen, die auch heute noch berühren und den Vergleich mit den Großen seiner Zeit nicht scheuen müssen. Es ist spannend zu erleben, wie seit einigen Jahren enthusiastische, vorzüglich vorbereitete InterpretInnen und Ensembles Hoffmeisters Meisterstücke wieder entdecken, sie auf CD einspielen und ihnen den gebührenden Platz in den Konzertprogrammen verschaffen. 
                                      

                                                                          Pieter Minden-Bacher